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«Karussell»
Leipziger Rockband kehrt mit neuem Album zurück VON STEFFEN KÖNAU, 10.08.11, 21:06h, aktualisiert 10.08.11, 23:00h
Karussell, zwei Jahrzehnte danach: Reinhard Huth, Joe Raschke, Hans Graf, Wolf Rüdiger Raschke, Jan Kirsten und Benno Jähnert (v.l.n.r.) haben nach einer langen Pause wieder ein Album aufgenommen. (FOTO: BENJAMIN WEINKAUF)
HALLE (SAALE)/LEIPZIG/MZ. Es ist nicht ganz wie früher. Aber beinahe wird es so, wenn Reinhard Huth das „Lied für Euch“ anstimmt. Zuerst die akustische Gitarre, ein bisschen wie bei „Wish you were here“ von Pink Floyd. Dann diese Stimme, rauchig, mit Schmelz wie damals bei „Ehrlich will ich bleiben“, dem Hit aus dem Jahr 1979. Karussell hieß die Band, die mit einem Text des DDR-Dichterfürsten Kurt Demmler und viel Handwerker-Pathos subtile Kritik an der Doppelzüngigkeit übte, die in der Arbeiter- und Bauernrepublik herrschte. Eine Gruppe, die nicht aus dem Nichts kam. Keyboarder Wolf-Rüdiger Raschke, vorher bei der Amateurgruppe Fusion, hatte mit dem Gitarristen Peter „Cäsar“ Gläser und dem Schlagzeuger Jochen Hohl zwei Ex-Mitglieder der legendären Renft-Combo rekrutiert, die entschlossen waren, in der DDR zu bleiben. Die beiden brachten eine Handvoll Renft-Hits mit, Raschke fand mit dem Sänger Reinhard Huth, genannt Oschek, dem schwergewichtigen Basser Claus Winter und später mit dem halleschen Gitarristen Bernd Dünnebeil Leute, mit denen sich direkt an das Renft-Erbe anknüpfen ließ. Der Aufstieg zu einer der Supergruppen der DDR zu dauerte nur zwei Alben lang, dann begann sich das Besetzungskarussell zu drehen. Cäsar Gläser ging, der Naumburger Lutz Salzwedel kam, blieb aber gleich auf der ersten Tournee im Westen. Mit Dirk Michaelis kam Ersatz für den Ersatz und der größte Hit überhaupt: „Als ich fortging“ goss die bleierne Stimmung der letzten DDR-Jahre in eine melancholische Melodie. „Nichts ist unendlich, so sieh das doch ein“, heißt es da. Kurze Zeit später endete die DDR, die Gruppe Karussell folgte ihr mit einigem Abstand. Doch das merkte schon kaum noch jemand. Die Türen in die Vergangenheit schienen fest geschlossen. Reinhard Huth, Mitte der 80er ausgestiegen, spielte mit seiner eigenen Band Beat-Club. Karussell-Chef Raschke, dem nach der Wende Stasi-Kontakte vorgeworfen wurden, baute ein Hotel. Bernd Dünnebeil, den alle „Hula“ nannten, fuhr Taxi. Jochen Hohl praktizierte als Zahnarzt. Claus Winter starb. Das Karussell fuhr nur noch in Naunhof, wenn Wolf-Rüdiger Raschke und sein Sohn Joe für Freunde musizierten. Vor allem Joe Raschke, aufgewachsen mit den Liedern von Karussell, träumte davon, noch einmal zu starten und diesmal selbst dabei zu sein. „Meine erste bewusste musikalische Wahrnehmung waren die Songs von Karussell“, erinnert er sich, „und die Texte sind aktueller denn je.“ Irgendwann kam wirklich ein Angebot für einen Auftritt – und genau da klingelte eines Nachts das Telefon. Reinhard Huth wollte seinem alten Bandchef nur sagen, dass er sich gerade die alten Amiga-Platten anhöre. Und große Lust habe, mit Karussell zu arbeiten. 17 Jahre nach dem letzten Album „Sonnenfeuer“, das Karussell-Fans nie als echtes Karussell-Werk akzeptiert haben, ist die Band nun zurück. „Loslassen“ heißt das siebte reguläre Studiowerk, das die drei Originalmitglieder Raschke, Huth und Kirsten gemeinsam mit den neuen Joe Raschke (voc), Hans Graf (git) und Benno Jähnert (dr) in den Berliner Hansa-Studios eingespielt haben. Das Erstaunliche an den 15 Stücken ist, dass der Karussell-Sound all die Jahre unbeschadet überdauert hat. Singt Joe Raschke, klingt die Band wie ihre späten Jahre; wuchtig, poppig und ein wenig nach „Rund“. Tritt dann Reinhard Huth ans Mikrophon, ist es schlagartig wieder 1979: Der „Stern der Liebe“ steigt zu gezupften Akkorden auf, Stimmbänder vibrieren, Neil Young spielt Gitarre und die Verse folgen der Spur der großen Menschheitsprobleme. Schöner ist das, was Ostrock ausmacht, seit dem Mauerfall nicht mehr produziert worden. Keine Scheu gibt es hier vor Pathos, keine Angst vor hymnischen Melodien und ihrer klassischen Inszenierung. „Loslassen“ (da Music), überwiegend betextet von Huth, Joe Raschke, seiner Mutter Angela und Cousin Roman, wagt den Spagat zwischen den großen Gesten des Albums „Das einzige Leben“ und dem flotten Pop des Abschiedsgrußes „Café Anonym“. Joe Raschke singt mit dem warmen Timbre von Cäsar Gläser, seine Stücke sind die leichteren, rhythmischeren. Oschek Huth dagegen schultert noch einmal die ganze Erdenschwere. Das „Lied für Euch“ darf als Fortsetzung der Sehnsuchtsballade „Der Gitarrist“ gehört werden, für „Habse(e)ligkeiten“ kramte der 61-Jährige sogar noch einmal einen alten Text des Karussell-Stammdichters Kurt Demmler heraus. Den singt dann aber der junge Raschke, weil die Flapsigkeit von 1975 ihm einfach besser passt. Ein Kreis, der sich schließt. Ein Karussell, das sich weiterdreht. |
MDR – Hier ab Vier
Hier ab vier | Gäste zum Kaffee | 12.08.2011 | 16:30 Uhr
Seit 35 Jahren gehören sie zur Musikszene Ostdeutschlands. Doch lange war es sehr ruhig um die Band. Erstmals seit 17 Jahren erschien im Juni 2011 ein neues Studioalbum der sechsköpfigen Band. Mit „Loslassen“ knüpfen sie an alte Zeiten an. Entstanden ist die Band Karussell im Jahr 1976. Es schlossen sich Mitglieder der Leipziger Band Fusion mit produzierten Songs erreichte Karussell Spitzenplätze in Wertungssendungen wie Beatkiste, Notenbude und Metronom. So bekam die Band 1979 einen Fördervertrag mit dem Zentralrat der FDJ und wurde zur Berufsformation. Damals erschien auch die erste Single „Der Gitarrist“ bei dem Verlag Amiga.
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Konzert im Mädler Zwickau